Ergotherapie bei Long-Covid

Ergotherapie bei Long-COVID/Post-COVID ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation von Menschen, die nach einer COVID-19-Erkrankung an langanhaltenden Symptomen leiden. Long-COVID (auch Post-COVID oder Post-virales Syndrom genannt) umfasst eine Vielzahl von Beschwerden, die Wochen, Monate oder sogar länger nach der akuten COVID-19-Infektion bestehen bleiben. Diese Symptome können körperlich, emotional und kognitiv sein und beeinträchtigen die Lebensqualität der betroffenen Personen erheblich.

Was ist Long-COVID/Post-COVID?

Long-COVID oder Post-COVID beschreibt eine Reihe von Symptomen, die nach einer durchgemachten COVID-19-Infektion anhalten können. Diese Symptome sind vielfältig und betreffen unterschiedliche Körperbereiche. Zu den häufigsten gehören:

  • Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue)
  • Atembeschwerden (Kurzatmigkeit)
  • Kognitive Beeinträchtigungen (wie Konzentrationsstörungen oder „Gehirnnebel“)
  • Schlafstörungen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Angst und Depression
  • Herz-Kreislauf-Probleme (wie Tachykardie oder Brustschmerzen)

Diese Symptome können die Alltagsaktivitäten erheblich einschränken und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. An dieser Stelle kommt die Ergotherapie ins Spiel, um den Patienten zu helfen, ihre Handlungsfähigkeit und Lebensqualität zu verbessern.

Ziele der Ergotherapie bei Long-COVID/Post-COVID

  1. Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit:
     Das primäre Ziel der Ergotherapie ist die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit im Alltag. Die Ergotherapeutin oder der Ergotherapeut arbeitet mit dem Patienten daran, verlorene Fähigkeiten wieder zu erlangen, die durch Long-COVID beeinträchtigt wurden. Dazu gehört die Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten wie Essen, Ankleiden, Haushaltsführung oder Berufstätigkeit.
  2. Pacing und Energiehaushalt:
     Viele Menschen mit Long-COVID erleben eine extreme Müdigkeit und Erschöpfung. Die Ergotherapie hilft dabei, ein sinnvolles Energie-Management zu entwickeln, das den Patienten hilft, sich nicht zu überlasten, aber gleichzeitig aktiv zu bleiben. Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie ist das sogenannte Pacing, also das bewusste Einteilen der Energie und das Vermeiden von Überanstrengung, um „Crashs“ zu vermeiden.
  3. Förderung der kognitiven Funktionen:
     Kognitive Störungen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme und der sogenannte „Gehirnnebel“ sind bei Long-COVID häufig. Ergotherapie kann helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu trainieren und strategische Bewältigungsmechanismen zu entwickeln, um den Alltag zu erleichtern, etwa durch Gedächtnistraining oder strukturierte Planungsansätze.
  4. Atemtherapie und körperliche Mobilisation:
     Atembeschwerden sind bei vielen Long-COVID-Patienten ein bedeutendes Problem. Ergotherapie kann Techniken zur Atemkontrolle und Atemvertiefung anleiten, um die Lungenkapazität zu verbessern und die Belastbarkeit zu steigern. Darüber hinaus wird gezielte körperliche Mobilisation eingesetzt, um Muskelverspannungen und -schwächen zu lindern und die Beweglichkeit zu erhöhen.
  5. Schlafmanagement und Entspannungstechniken:
     Schlafstörungen sind ein weiteres häufiges Symptom von Long-COVID. Die Ergotherapie bietet Unterstützung bei der Entwicklung von Schlafhygiene und Entspannungstechniken, um die Schlafqualität zu verbessern und damit die Erholung zu fördern. Progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitstraining können ebenfalls Bestandteil der Therapie sein.
  6. Förderung der emotionalen und psychischen Gesundheit:
     Viele Menschen mit Long-COVID haben mit Angst, Depression und Stress zu kämpfen. Ergotherapie kann dabei helfen, die psychische Resilienz zu stärken, Stressbewältigungsstrategien zu erlernen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.

Methoden der Ergotherapie bei Long-COVID/Post-COVID

  1. Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL):
     Ergotherapeuten unterstützen dabei, die Durchführung von Alltagsaktivitäten wie Kochen, Reinigung, Essen oder Arbeiten zu erleichtern. Dies kann durch Anpassungen der Umgebung, das Erlernen neuer Techniken oder durch die schrittweise Steigerung der Belastung geschehen.
  2. Kognitive Rehabilitation:
     Übungen zur Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration sind zentrale Methoden der Ergotherapie bei kognitiven Beeinträchtigungen. Gedächtnistraining, strukturierte Tagesabläufe und strategisches Planen helfen, die betroffenen kognitiven Funktionen zu stärken.
  3. Bewegungs- und Krafttraining:
     Spezielle Bewegungsprogramme werden entwickelt, um die Muskelkraft und Ausdauer schrittweise zu steigern. Hierbei wird auf die individuellen Bedürfnisse und den Erholungsbedarf des Patienten geachtet, um Überanstrengungen zu vermeiden. Dehnübungen und Mobilisationstechniken verbessern die Beweglichkeit und reduzieren Schmerzen.
  4. Pacing und Aktivitätsplanung:
     Der Ergotherapeut hilft, ein persönliches Pacing-Programm zu erstellen, das auf die individuellen Energiereserven des Patienten abgestimmt ist. Dies umfasst das bewusste Einteilen von Aktivitäten in kleine, überschaubare Abschnitte und die Pausenplanung zur Vermeidung von Überlastung.
  5. Atemtherapie und Entspannung:
     Spezielle Atemübungen helfen, die Atemkapazität zu verbessern und Stress zu reduzieren. Ebenso können Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder Achtsamkeitstraining zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt werden.

Integration der Ergotherapie in den Rehabilitationsprozess

  1. Ergotherapie ist oft ein wichtiger Bestandteil des multidisziplinären Teams, das bei der Behandlung von Long-COVID-Patienten zusammenarbeitet. Neben Hausärzten, Lungenärzten, Psychotherapeuten und Physiotherapeuten trägt die Ergotherapie dazu bei, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und eine Rückkehr zu einem möglichst normalen Leben zu ermöglichen.

    Es ist wichtig, dass die Ergotherapie individuell auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird, da Long-COVID viele verschiedene Symptome umfassen kann, die jeweils andere therapeutische Ansätze erfordern. Dabei ist auch die langsame und schrittweise Annäherung an das Ziel eine zentrale Methode, um eine Überforderung zu vermeiden.

    Fazit

    Die Ergotherapie bei Long-COVID/Post-COVID spielt eine wesentliche Rolle bei der ganzheitlichen Betreuung und Unterstützung der Patienten, die mit langanhaltenden Auswirkungen nach einer COVID-19-Infektion zu kämpfen haben. Durch individuell angepasste Interventionen kann die Ergotherapie helfen, die Handlungsfähigkeit zu verbessern, die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit zu steigern und eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Das Ziel ist es, den Patienten zu ermöglichen, ihre Alltagsaktivitäten wieder möglichst selbstständig und mit mehr Lebensfreude zu bewältigen.

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